Rezension zu:
Jürgen Schmidt-Pohl „Flamme und Irrlicht – Ungereimtes und Prosa“
Wer sieht die Flamme, folgt dem Irrlicht?
Die Frage unserer Tage, was zu tun ist angesichts der Millionen Flüchtlinge die nach Europa und vor allem in unser Land streben bewegte den Autor Schmidt-Pohl in seinem 10. BLAUBUCH „Flamme und Irrlicht“ zu drei kurzen Essays. Er kritisiert das Demokratie- und Politikverständnis bei den verantwortlichen Eliten Deutschlands, die diesen Flüchtlingsansturm mit zu verantworten haben. Denn das deutsche Volk blieb in der Europa- und Flüchtlingspolitik ungefragt. So wie in der Politikwissenschaft das vereinte Deutschland als postheroisch befunden wurde, so führt Schmidt-Pohl aus, daß es gleichfalls in Deutschland seit der Einheit eine post-nationale Politik gibt, die weniger nationale als vielmehr europäische oder transatlantische Interessen bedient. Und in der gegenwärtigen Flüchtlingskrise sieht er eine Krise deutscher Politik und die Ausgehöhltheit der stets beschworenen Demokratie. Das die Einheit Deutschlands vor 25 Jahren auch durch großes nationales Engagement für die Wiedervereinigung erreicht wurde, das scheint heute völlig aus dem Blickwinkel geraten zu sein und ist für den Autor Grund seiner Frage nach dem Wechsel der Zeiten.
Ihn fordern die öffentlichen Verlautbarungen zum Thema heraus, wenn Begriffe wie „Hetze“, „Rassismus“, „Rechtspopulismus“ gegen diejenigen verwendet werden, die sich als außerparlamentarische Opposition gegen die unbeschränkte Flüchtlingsaufnahme zusammenfinden. Denn Begriffe dieser Art und solchen Klimas hat der Autor als politisch Verfolgter in der DDR immer wieder als Anklagepunkte vorgehalten bekommen.
In einer kafkaesk anmutenden Erzählung „Das blaue Wunder“ zieht der darin Betroffene eine Bilanz seiner Lebensstationen in der DDR und im Einheits-Deutschland, mit dem erschreckenden Ergebnis, daß Begriffe sich geändert haben und Vorgehensweisen, aber im Ergebnis einiges ähnlich geblieben ist.
In weiteren kleinen Beiträgen, wie „Übers Lesen, Musik und Film“ oder „Auf der Suche nach der wahren Klanglichkeit des Klangs“ geht er der Frage nach, wie für ihn Kultur prägend wurde, durch eine Erziehungsbildung der Kunst.
In den Gedichten blinkt und scheint vieles auf, was Augenblicke des Lebens waren oder Verwundungen, die diese Zeit nicht heilt.
Anregende Lektüre mit verstörendem Zeit- und Vergangenheits-Hintergrund.
Paskal Schmid
Jürgen Schmidt-Pohl „Flamme und Irrlicht – Ungereimtes und Prosa“
POHLIT Verlag, 216 Seiten, Klappbroschur, Euro 20,- ISBN 978-3-00-052298-7