Offener Brief - Vorschlag zur Verleihung des Friedens-Nobelpreises an Herrn Edward Snowden

Dr. phil. Jürgen Schmidt-Pohl
Autor und Verleger
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13. Januar 2014

An das
Nobelpreiskomitee für die Vergabe des Friedensnobelpreises
Parlamentsgebäude (Stortinget)
Karl Johans gate 22
0026 Oslo
Norway

Offener Brief


Betr. Vorschlag zur Verleihung des Friedens-Nobelpreises an Herrn Edward Snowden, z. Zt. Russland


Sehr geehrte Damen und Herren des Nobelpreiskomitees,

Da ich in der bisherigen Diskussion zu den Enthüllungen des ehemaligen NSA-Mitarbeiters Edward Snowden nicht hörte, daß irgend jemand ihn für diese außerordentliche Tat mit dem Friedensnobelpreis zur Würdigung vorgeschlagen hat, möchte ich dies hiermit tun und schlage vor, ihn in den Kreis der auszuzeichnenden Bewerber für diese hohe Auszeichnung aufzunehmen und ihm möglichst umgehend den Preis zuzuerkennen und zu verleihen.

Begründung:

Edward Snowden hat mit seiner Entscheidung, daß ihm bekannt gewordene geheime Wissen der NSA zur umfassenden globalen Informations- und Persönlichkeitsüberwachung und der Kontrolle der Übermittlung weltweiten Internet- und Telefondatenverkehrs öffentlich zu machen, der Idee westlicher Freiheit der Person und dem Frieden auf Erden weltweit einen kaum zu überschätzenden Dienst erwiesen.

Herr Edward Snowden hat durch seine Enthüllungen geheimen Materials der NSA eine Realität sichtbar gemacht, die dem Bürger schon lange aus literarischen oder filmischen Produktionen – als negative Utopie – geläufig war, eine Praxis über mächtiger Staatsbürokratien und ihrer Geheimdienste, die kurzfristig die universellen Rechte der Person als Postulat westlicher Demokratie untergraben und zerstören und die langfristig das Konzept und die Strategie totaler Überwachung verfolgen. Dieses Konzept ist antidemokratisch und also friedensgefährdend und die Persönlichkeit einschränkend, und eine Form von Gefährdung und Manipulation des Einzelnen. Snowdens Enthüllungen haben aufgezeigt, daß die Bürger der westlichen Welt und die übrige Weltbevölkerung im Visier der NSA und weiterer westlicher Geheimdienste sind, unter dem Generalverdacht des Terrors, selbst Staatsoberhäupter wie Frau Merkel aus Deutschland.

Wenn Edward Snowden diese Enthüllungen trotz aller ihm daraus drohender Gefahren für Leib und Leben dennoch in Medien machte, ohne aus diesem Wissen Vorteile für sich zu realisieren, so handelte er in bester nordamerikanischer Tradition zivilen Widerstands, wie er von Thoreau und anderen hin bis Chomsky begründet wurde und woraus sich westliche Moralvorstellung, Staatsvorstellung und Freiheitsbegründung ableitet.

Gefährdungen der Freiheitsrechte der Bürger entgegen zu treten und Deformationen und Fehlentwicklungen des Staates zu Lasten der Bürger durch investigative Aufdeckung einer breiten Diskussion und rechtlichen Würdigung und Abänderung zuzuführen, das war Verdienst Snowdens für die nordamerikanische Gesellschaft und die USA. Andererseits aber, und das begründet den Vorschlag zur Auszeichnung, hat er übernational mit seinen Enthüllungen gewirkt, hat damit Bedrohungen ziviler Ordnung und die weltweite Einschränkung von Freiheitsrechten durch US- und andere Geheimdienste öffentlich gemacht und damit der Welt einen Zustandsbericht geliefert der ermöglicht, den Frieden und die Freiheit für die Weltbevölkerung zu erhöhen.

Die Freiheit der Gesellschaft von Staaten und der Frieden der Welt sind verklammerte Faktoren: Zivilcourage und das Gewissen Einzelner waren immer wieder Anlaß, den obersten Wert aller Menschen durch die Tat für das Allgemeinwohl lebendig zu halten. Sie sind es, die sich in ihrem Verantwortungsbereich bewußt für Humanität und die Geltung des Rechts entscheiden und die in ihrem Engagement gegen Entwicklungen und Gefahren auftreten, die Öffentlichkeit für Klärung herstellen, mit außerordentlichem Aufopferungswillen für die Allgemeinheit und für demokratische Werte, deren höchster Frieden in Freiheit ist. Edward Snowden hat nicht nur der Idee der Freiheit gedient, er hat der Welt offengelegt, in welchem Umfang sie in Gefahr ist im Verlust elementarer Bürgerrechte, aufgebend und verlierend, was menschliches Leben bewahrt und kreativ sein läßt.

Edward Snowden braucht die Anerkennung der Weltgemeinschaft durch die Vergabe des Friedensnobelpreises, denn nichts wird ihn in seiner Existenz besser absichern können, als seine Anerkennung als Friedensbewahrer. Nur ein Jahr wurde ihm der Aufenthalt in Russland zugesagt, zweifelhaft ist sein Status nach Ablauf dieses Jahres. Ohne die Vergabe des Friedensnobelpreises an ihn ist zu befürchten, daß er für den Rest seines Lebens zum Freiwild wird, freigegeben zum Abschuß und zur Ermordung durch Geheimdienste! Nicht nur für die Verdienste sollte Snowden ausgezeichnet werden, sondern auch, um ihm durch den Status eines Friedensnobelpreisträgers zu schützen.

Es gibt also viele Gründe für die Auszeichnung dieses Mannes, die Freiheit, der Frieden, die Moral, die Zivilcourage, seine körperliche Unversehrtheit und sein Überleben.

Edward Snowden ist kein Überläufer der Systeme, kein Verräter, er ist Überläufer zur Menschlichkeit und zur Freiheit, sein Verdienst außerordentlich, seine Enthüllungen besitzen für die Welt und alle Menschen die größte Brisanz, denn sie versetzen uns alle in die Lage, klar und bewußt zu entscheiden, ob wir dieser Praxis eine Absage erteilen und ob wir weltweit den Weg der Verständigung und der Annäherung gehen wollen oder ob wir uns einem übermächtigen System weltweiter Überwachung und Einschränkung, ja Aufhebung der Freiheit der Person beugen. Snowden hat uns die Realität unserer Welt gezeigt und uns den Weg aus unserer Krise gewiesen.

Wenn ich Sie bitte, meinem Vorschlag zu folgen, so sollen Sie wissen, daß ich im Kalten Krieg ein Opfer totalitärer Herrschaft wurde und das ich in diesen harten Zeiten nur mit der Hoffnung bewahrt wurde, daß es Menschen wie Snowden gibt, die dem Totalitarismus gleich welcher Spielart und welcher Farbe entgegentreten. Snowden ist für mich in der langen amerikanischen Tradition der Durchsetzung der Freiheits- und Bürgerrechte einer, der sich bei seiner Entscheidung für die Menschen, für das freie Zusammenleben der Menschen und für den Frieden entschied, gegen den geheimen, verdeckten Krieg der Geheimdienste, gegen alles und jeden, gleichgültig ob Freund oder Gegner. Damit hat er unserer Welt ein über die Zeiten reichendes Geschenk gemacht. Es nicht realisieren und zu würdigen wäre ein weiterer Hinweis auf den völligen Werteverfall unserer Zeit.

Ich hoffe auf eine positive Aufnahme und verbleibe mit freundlichen Grüßen

 


Dr. Jürgen Schmidt-Pohl