Anliegen und Erfahrung, Idee und Konzept

Der POHLIT-Internet-Verlag besteht seit Beginn des Jahres 2010. Er baut auf und setzt mit anderen, erweiterten Inhalten das Programm des seit 2005 eingestellten SCHWARZBUCH-ARCHIV Schwerin fort, das von Dr. Jürgen Schmidt-Pohl 1998 gegründet wurde.

Das damals fixierte verlegerische Feld war in der ersten Buchausgabe – Dr. Christian Vogel: DDR-Strafvollzugsinhalte und -ziele … – als Geleitwort enthalten:

„Mit diesem vorliegenden Band des SCHWARZBUCH-ARCHIVS wird eine Reihe von Veröffentlichungen eingeleitet, die in ihrer thematischen Auswahl einen Beitrag zur Dokumentation des Totalitarismus kommunistischer Herrschaft leisten will. Damit soll die wissenschaftliche und öffentliche Diskussion über Totalitarismus, die mit dem Sturz des sowjetischen Imperiums und der Öffnung der Herrschaftsarchive 1990 neu begonnen hat, weiter belebt werden. n dieser Edition werden wissenschaftliche Aufarbeitungen und Zeitzeugenberichte erscheinen, die überwiegend die kommunistische Diktatur im Zeitraum von 1945 bis 1989 am Beispiel der SBZ und DDR thematisieren. Dieser Rahmen kann um die Zeitachse vor 1945 und nach 1989 und mit Bezug zu zeitgeschichtlichen Phänomenen und makropolitischen Abhängigkeiten erweitert sein. In diesem Projekt wird individuell erlebte Geschichte, als oral History, repräsentativ vertreten sein. Denn was hat mehr Relevanz für die Analyse kommunistischer Herrschaft, – das hinterlassene, offizielle Schrifttum, das offizielle, vorgegebene und formale Rechts- und Gesellschaftssystem mit seiner Herrschaftsdefinition und -legitimation oder die bisher geheimen Dokumente und Spuren einer SBZ- und DDR-Wirklichkeit zerstörten und vernichteten Lebens, als Bruch von Anspruch und Wirklichkeit dieses Ideologie- und Staatssystems DDR, dessen Theorie die Befreiung des Menschen von Unterdrückung und Entfremdung proklamierte, dessen Herrschaftspraxis gleichzeitig aber auf „Beugung“, „Zersetzung“ und „Liquidierung“ des freien, kritischen Geistes und jeglicher unangepaßten Individualität ausgerichtet war. Erkenntnis- und wahrheitsorientierte Vergangenheitsaufarbeitung zur SBZ und DDR-Diktatur muß alle Quellen zur Forschung berücksichtigen. Die Dokumentierung der Leidensgeschichte der Opfer totalitärer Herrschaft ist gleichermaßen Grundlage von Forschung und gesellschaftspolitischem Wirken in die Zukunft gegen alle Formen von Totalitarismus. Evident ist wohl, daß sich die Veröffentlichungen des SCHWARZBUCH-ARCHIVS als Beiträge zur Fortführung der Theoriebildung zum Totalitarismus nach Hannah Arendt verstehen. …“

Seit diesem verlegerischen Beginn 1998 sind über zwölf Jahre vergangen und das Interesse an der Aufarbeitung der SED-Diktatur ist kaum noch im Fokus der Öffentlichkeit. Die Jubelfeiern zwanzig Jahre Mauerfall und zwanzig Jahre Deutsche Einheit machen bewußt, wie sehr die Gesellschaft vom Vergangenen entfernt zu sein scheint. Aber das Vergangene ist in den Menschen, die Zeitgenossen waren der Epoche, die man den Kalten Krieg nennt. Und die Menschen dieser Tage stellen fest, daß die Form und die Ereignisse der Vergangenheit mit ihrem jetzigen Leben auch schmerzhaft verbunden sind. Die Vergangenheit läßt die Menschen nicht los und dennoch stellen sie sich ihr kaum angemessen, weder individuell noch kollektiv.
 
Alexander Mitscherlichs mentaler Befund für die alte Bundesrepublik, unfähig zum Trauern zu sein über die Verbrechen der NS-Diktatur, das ist auch der vorherrschende Zustand der Gesellschaft des vereinigten Deutschland nach Überwindung der SED-Diktatur und der Offenlegung der damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen.
 
Anliegen von POHLIT ist ein Verlagsprogramm, worin wissenschaftliche Arbeiten, Zeitzeugenberichte und Literarisches veröffentlicht wird, eine Vielfalt, die das Aufarbeiten und das Überwinden des Kalten Krieges und der Folgen der zweiten deutschen Diktatur zum Inhalt haben soll. Aber auch jenseits dieses Horizonts gibt es Literaturen, denen ich mich gern verlegerisch widmen werde. Und es gab und gibt im geteilten und vereinigten Deutschland immer auch Alltagsleben und menschliche Obsessionen, scheinbar unbeeindruckt von Politik und Staatsgewalt. Dies interessiert hier ebenfalls, der POHLIT-Internet-Verlag versteht sich nicht als eindimensionale Sicht- und Vermittlungsebene.
 
Deshalb werden zwei Veröffentlichungsreihen das Programm von POHLIT bilden:
 
Die Bücher zum Thema Politik erscheinen als SCHWARZBÜCHER. Sie sind ihrem Wesen nach ermittelnd und enthüllend.
 
In der Reihe BLAUBUCH werden Prosa und Lyrik erscheinen, mit dem Anspruch der Welterkenntnis und der Suche nach Wahrheit und der Liebe in der Welt. Äußerlich wird die jeweilige Reihe durch die schwarze oder dunkelblaue Einbandgestaltung betont.
 
Auch Hörbücher werden mittelfristig von POHLIT produziert.
 
Es werden Autoren und Werke berücksichtigt, die bei Großverlagen unter dem Aspekt der gewinnbringenden Vermarktung keine Chance zur Veröffentlichung haben, die jedoch in ihrem Inhalt Besonderheit und Eigenart aufweisen und die eine Bereicherung der Erfahrung und Sicht darstellen.
 
Um dieses Anliegen finanziell zu gewährleisten wird die Form des Internet-Verkaufs und der Vermarktung von Buchtexten als PDF-Dateien zu niedrigsten Preisen gewählt.
 
Hierdurch ist der Zwischenhandel ausgeschaltet und es besteht die Chance in dieser Nische zu bestehen.
 
Der POHLIT-Internet-Verlag ist ein von Dr. Jürgen Schmidt-Pohl finanziertes Projekt zur Förderung und Öffentlichmachung von Literatur. Es entstand aus der Not von Autoren, deren Schrifttum kaum eine Veröffentlichungschance bei etablierten Buchverlagen hat.
 
Auch zuständige Stiftungen oder Parteien und Organisationen geben überwiegend keine Hilfe, so hat die Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur für verschiedene Projekte, die bei POHLIT veröffentlicht sind Fördermittel und Druckkostenzuschüsse abgelehnt.
 
POHLIT betont, daß bisher keine Fördermittel für seine Buchprojekte bewilligt wurden.